Henri Hinrichsen und der Musikverlag C. F. Peters: Deutsch-judisches Burgertum in Leipzig von 1891 bis 1938 by Erika Bucholtz
Im Zentrum dieser Studie steht mit Henri Hinrichsen (1868-1942) ein judischer Musikverleger, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Inhaber eines der bedeutendsten deutschen Musikverlage war, des Verlags C. F. Peters, der im Dezember 2000 sein 200jahriges Jubilaum feiern konnte.Am Beispiel eines herausragenden Verlegers und Reprasentanten des gehobenen Leipziger Burgertums ruckt Erika Bucholtz die aktive Rolle des judischen Burgertums bei der Mitgestaltung der deutschen und internationalen Musikkultur ins Blickfeld. Daruber hinaus illustriert sie die weitreichende Teilhabe des judischen Burgertums an der Ausbildung einer modernen stadtisch-burgerlichen Kultur.Die Autorin analysiert anhand umfassenden Quellenmaterials aus nationalen und internationalen Archiven und Bibliotheken die Verlagspolitik des Unternehmers, das Verlagsprogramm der Edition Peters sowie die Beziehungen zu einzelnen Komponisten, wie beispielsweise Edvard Grieg und Max Reger. Henri Hinrichsen wird in dieser Untersuchung nicht nur als Verleger, sondern auch als Burger vorgestellt, der vielfaltige Ehrenamter wahrnahm und zahlreiche nichtjudische wie judische Vereine foerderte. Sein ausgepragtes mazenatisches Engagement galt vor allem dem Bereich der Musikwissenschaft, aber auch der Madchen- und Frauenbildung: Zu den bedeutenden Stiftungen des Verlags zahlen die in Leipzig 1894 gegrundete Musikbibliothek Peters und die 1911 eroeffnete Hochschule fur Frauen. Die Schilderung des lebensweltlichen Bereichs macht deutlich, dass fur Henri Hinrichsen die konfessionelle und sozio-kulturelle Zugehoerigkeit zum Judentum selbstverstandlich war. Er war Jude, Burger und Deutscher.